Nach der Sitzung ist nach der Sitzung – Ein Rückblick

Nach der Sitzung ist nach der Sitzung – Ein Rückblick

Rote Erde, grüner Rhein, gold’ner Wein – die „Nackenheimer Dreifaltigkeit“ nahm in diesem Jahr eine besondere Stellung in der Fastnachtssitzung der Katholischen Jugend Nackenheim (KJN) ein: Nicht nur im neuen Liedgut und im eindrucksvollen Bühnenbild, sondern auch in den Orden fand sie sich wieder. Und zwar im wörtlichen Sinne! Denn als Dank für die närrischen Aktiven gab es eine kleine Phiole, die mit den drei Ingredienzien der Gemeinde gefüllt war. Angelehnt war das Ganze an das diesjährige Motto der Kampagne 199 Jahre Rheinhessen. „Ein dämlicheres Jahr, um Rheinhessen zu feiern, wird es so schnell nicht geben“, hieß es als Begründung für die absurd anmutende Parole. Absurdität im besten, lustigen Sinne, Unbeschwertheit und Bodenständigkeit gehören zu den Tugenden, mit denen die jungen Fastnachter die Zuschauer jedes Jahr aufs Neue in den Kettelersaal locken. So hat man sich, passend zum Motto und mit Bezug zu Rheinhessen-Marketing, neue Tischdecken geleistet, die beispielsweise mit eigens verfassten Sprüchen wie Franzvonassisireichteschonrheinhessenweinzurkommunion beschriftet waren.
Den Auftakt zur Sitzung bildete dann auch gleich ein Stück über Rheinhessen. Mit einem Augenzwinkern wurde erklärt, wie und warum die Region so waldarm wurde: Schon vor über sechzig Jahren habe die KJN sich den Mottospruch für das Jahr 2015 gegeben: „Rhoihesse werd 200 bald, mir hunn alles – außer Wald!“. Aus diesem Grund begann man schon damals mit der rigorosen Abrodung des Waldes – mit durchaus positiven Folgen für den Tourismus!

„Kaan Metzjer net, aan echte Bäcker…“

Das närrische Protokoll befasste sich dagegen mit wahren Nackenheimer Begebenheiten aus dem vergangenen Jahr. Protokoller Jonas Becker beschäftigte neben weiteren Themen insbesondere der strukturelle Wandel, dem Nackenheim unterliegt. So auch die Schließung der Metzgerei Simon: „In der allergrößten Not / schmeckt nix auch ohne Brot!“, stellte er zur aktuellen Situation fest. Keine negativen Auswirkung genau dieser Schließung dürfte hingegen Winzer-Azubi Jasmin Lorch spüren. Als erste, der Redaktion bekannte, Rednerin der Mainzer Fastnacht zog sie nicht hämisch über fleischlose Ernährung her, sondern bekannte sich stattdessen zum Vegetarismus. Sie berichtete aus ihrem Ausbildungsalltag, wo der ein oder andere Schulkamerad auch schon mal das Fleischgewürz von zu Hause mit zur Mittagspause brächte, um sein Mettbrötchen zu verfeinern. Ebenfalls auf Fleisch verzichten musste Dominik Bastian. Beim Stück über den Kneipenbesuch dreier Priester, bestellte er aufgrund einer Allergie unter anderem „Frikadellen – aber ohne Fleisch!“ und sorgte beim Publikum für erregte Schreie des Entsetzens, als er folgerichtig ein rohes Ei mit Semmelbröseln verspeiste (und später in eine Zwiebel biss).

„Lila Boden, blauer Rhein, gelber Wein, oder so.“

Ganz aus dem Häuschen war das Publikum auch nach der Aufführung des „Trottoir-Theaters“. Mit Liebe fürs Detail, urig und brüllend komisch spielten hier sechs Jugendliche eine typische Szene vor dem Fenster einer alten Nackenheimerin (Frau Lang-Sans) nach, ganz so, als wären sie selbst schon Alteingesessene.
Ein echtes Nackenheimer Original hatte dann bei den „KJN-Tagesthemen“ einen Gastauftritt: Jakob Sans spielte niemand geringeres als… sich selbst. Mit der Akribie echter Journalisten recherchiert, präsentierten die Protagonisten dieses Stücks unter anderem einen original Facebook-Beitrag Margit Grubs darüber, dass ihr der Reis angebrannt sei. Außerdem würde zeitnah ein „Brennpunkt“ zu diesem Thema erscheinen.
In einem weiteren Stück lauschte Margit Grub auf einer Weinprobe in der Mistkaut den „weisen“ Worten der Moderatorin, Weinprinzessin Kondolenzia XLIII.

„Handkäs, Handkäs, Handkäs, Meenzer Fastnacht.“

Einen Höhepunkt bildete sicherlich das neu gegründete Männerballett. Ästhetisch und sportlich anspruchsvoll wurden hier komödiantische Szenen vom Strand auf die Tanzfläche gebracht. Das Publikum wollte die Tänzer gar nicht mehr von der Bühne lassen und forderte gleich zwei Zugaben.
Ebenfalls mit Musik bildete die Herpes-House-Band fast schon traditionell den Abschluss des Abends. Mit einer Parodie auf die Altrhein-Stromer nahm sie als „Die fünf Alstrom-Rainer“ die oftmals leeren Phrasen des gängigen Fastnachtsliedguts aufs Korn.
Nach dem großen Finale endete die Sitzung, doch noch bis zu später Stunde tanzten und sangen einige Gäste zusammen mit den Aktiven zwischen den Tischreihen und auf der Bühne.
Eine erfolgreiche Saal-Kampagne fand so einen würdigen Abschluss.

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